Trauertagebuch

Dieses Trauertagebuch ist in meiner eigenen Trauerzeit entstanden. Es ging mir seelisch so schlecht . So begann ich begann sich sozusagen von allen Seiten anzugreifen, damit es mir schnell wider besser gehen sollte. Die schlechte Nachricht: Ich habe keine Abkürzung gefunden. Die gute Nachricht: Es spielt durchaus eine Rolle, auf welche Weise wir durch die Trauerzeit kommen. Nehmen wir sie selbst in die Hand oder lassen wir sie einfach nur so über uns kommen?

Was das Thema Trauer betrifft, so kennen wir uns nicht damit aus, bis wir selbst davon betroffen werden. Selbst dann sind wir eine ziemlich lange Zeit blutige Anfänger. Hinzu kommt, dass unser Umfeld sich meistens nur auf gute Ratschläge beschränken kann aber auch nicht weiß, worum es wirklich geht und wie es sich anfühlt.

Damals habe ich Morgenseiten geschrieben und einfach ganz nebenbei notiert, was ich unternehme, um mich besser zu fühlen, um die Dinge zu verstehen und um sie so gut es möglich ist, zu verarbeiten. Mir war klar, dass es mir nicht anders ergehen würde, wie den meisten: Ich litt unter anderem unter Trauer-Demenz. Ein Symptom der Trauer ist die Vergesslichkeit. Alleine deshalb macht es Sinn, einfach mitzuschreiben, was so abgeht. Merkwürdigerweise habe ich noch sehr viel davon im Kopf, was ich damals alles ausprobiert habe aber ich hatte vollkommen vergessen, dass ich es dokumentierte. Erst als ich mich dazu entschloss, Trauerbegleiterin zu werden, tauchten die Aufzeichnungen ganz unvermittelt beim Aufräumen wieder auf. Selbst als ich begann sie zu lesen, konnte ich mich zwar an die Dinge, die ich unternommen hatte erinnern aber tatsächlich nicht daran, dass ich sie aufgeschrieben hatte. Soviel dazu. Schreiben macht Sinn!

Im Trauertagebuch geht es aber weniger ums Schreiben, als darum wieder aus dem tiefen Loch herauszufinden. Das alte Leben ist unwiederbringlich verschwunden und das neue muss erst noch aufgebaut werden. Wir sind uns sicherlich einig, dass es eine gute Idee ist, wenn wir beschließen, bei der Gestaltung ein Wörtchen mitzureden. Doch leider ist die Seele schwer und der Kopf so sehr mit Gedankenkreisen beschäftig, dass uns einfach nichts einfällt. Dabei hilft das Trauertagebuch, denn hier gibt es Struktur und Inspiration für jeden Tag. Natürlich ist gar nicht so viel Kraft und Zeit vorhanden, das alles umzusetzen aber nach so einem großen Verlust, kann es angezeigt sein, zumindest im Bereich der Möglichkeiten ganz bewusst aus dem Vollen zu schöpfen.

Daher geht es hier um Pläne zu denen ich anrege und die ihr Stichwortartig notieren könnt. Ihr zieht speziell auf euren Trauerzustand abgestimmt, morgens in wenigen Minuten eine Bilanz darüber, wie es euch geht und wie ihr möglicherweise den Tag verbringen könntet und abends könnt ihr überprüfen, wie euer Tag wirklich verlaufen ist.

Natürlich ist man kaum zu motivieren, wenn es einem schlecht geht. Aber wir unterschätzen auch die Kraft der kleinen Schritte. Wir sehen immer nur den großen Berg vor uns, der unüberwindbar erscheint. Würden wir uns eine große Lupe schnappen, wäre uns sehr schnell bewusst, dass dieser Berg durchaus zu bewältigen ist, wenn wir alles, was uns da bevor steht, in kleine Einheiten unterteilen und diese ein wenig planen. Wir machen unsere Aufgaben so klein, dass wir sie gut schaffen können. Aneinandergereiht ergeben sie nahezu unbemerkt ein großes Ganzes. Dabei hilft das Trauertagebuch.