
Es ist ein sehr merkwürdiges Phänomen: Sobald ein geliebter Mensch stirbt, kommt es gar nicht mal so selten vor, dass unsere alte Welt und unsere neue Welt nicht mehr zusammen passen. Oft ist für Betroffene nichts mehr wie zuvor währenddessen es für die anderen wie gewohnt weiter geht. So passiert es, dass uns Themen, über die üblicherweise gesprochen wird, nicht mehr interessieren, obwohl wir noch sehr gerne dazu gehören würden.
Auch sind Freunde, Verwandte, Nachbarn und Kollegen verunsichert. Ihnen ist klar, dass es sich um eine sehr belastende Zeit handelt. Aber wie man jemanden dabei hilfreich unterstützen kann, weiß kaum jemand. Auf diese Weise zerbrechen massenhaft Freundschaften und tiefe Verletzungen entstehen, gerade dann, wenn Freunde ungeheuer wichtig sind.
Selbstverständlich können wir niemanden zwingen, für uns da zu sein. Aber wir können uns Verschiedenes fragen und daraufhin vielleicht beweglicher reagieren:
- Habe ich bevor ich betroffen war, vielleicht ähnlich verunsichert reagiert und mich zurück gezogen?
- Warten die anderen vielleicht auf ein Zeichen von mir?
- Brauchen meine Freunde vielleicht eine kleine Gebrauchsanweisung, wie sie mit mir umgehen sollen?
- Könnte es sein, dass sie sehr große Angst vor den Themen Verlust und Tod haben?
- Haben sie schon selbst jemanden verloren und nun kommt der Schmerz wieder hoch, wenn sie durch mich mit dem Thema wieder in Berührung kommen?
Die Beantwortung dieser Fragen und ein beherztes auf die anderen zugehen und über die Unsicherheit anzusprechen, kann hilfreich sein. Was sicherlich stimmt und eine wichtige Information für euch selbst und die anderen ist: Wir kennen uns mit Trauer nicht aus und jeder Verlust ist anders. So ist es ganz normal, dass ihr selbst nicht wisst, was ihr gerade braucht und möchtet. Denn im Prinzip braucht ihr den Menschen, den ihr verloren habt und er kann nicht einfach ersetzt werden. Der Schmerz fordert euer gesamtes System heraus. Das begreift man erst, wenn man in selbst in dieser Situation steckt. Das bewirkt, dass eure Bedürfnisse auch sehr schnell wechseln können. Das zeigt sich darin, dass ihr gerne eure Freunde trefft, wenn ihr dann aber in dieser Gemeinschaft seid, fühlt ihr euch schnell allein und überfordert. Daher ist es gut, bei Verabredungen vorher zu klären, dass es gut sein kann, dass ihr am Tag der Verabredung gerade in einem seelischen Loch steckt und deswegen womöglich kurzfristig absagen müsst oder dass ihr nur für eine begrenzte Zeit Kapazität habt und ihr euch wünscht, dass ihr euch dann ohne Diskussion zurück ziehen könnt.
Macht aber auch klar, dass es nicht darum geht, mit euch in eure Trauer-Abgründe zu steigen, sondern einfach nur zuzuhören und da zu sein aber auf gute Ratschläge zu verzichten.
Helft euren Freunden euch zu begreifen, was mit euch los ist und versucht sie zu verstehen, denn es ist gut, wenn es welche gibt, die mit einem durch dick und dünn gehen.